Post by ©DURANMANIA Board Team on Oct 23, 2004 23:21:50 GMT -5
[glow=red,2,300]Die Katastrophe:Musikindustrie macht Gewinn!(ger.)[/glow]
Das Undenkbare ist eingetreten, man wagt es kaum auszusprechen: die benachteiligteste, hart arbeitendste aber dennoch ärmste aller Industrien ist, anzunehmenderweise ohne eigenes Verschulden, in die Gewinnzone gerutscht. Wie die stets stimmkräftige Vertretung der Musikindustrie, RIAA (Recording Industry Association of America) ungewöhnlich kleinlaut bekannt gab, wurden im ersten Halbjahr 04 nach offiziellen Zahlen in den USA zehn Prozent mehr Musik-CDs verkauft als im ersten Halbjahr 03, der Umsatz stieg um solide vier Prozent. Dennoch, so RIAA-Chef Mitch Bainwol, sei die Piraterie ein grosses Problem, sowohl on- als auch offline. Schliesslich habe man noch "einen langen Weg zu gehen" bis die Rekordzahlen von 2001 übertroffen würden.
Ähm. Das ist natürlich sehr, sehr ungewöhnlich für eine Industriebranche, mehrere Jahre hinter einander weniger Geld zu machen als in Spitzenzeiten. Deswegen sind aus Rüsselsheim auch energische Forderungen zu vernehmen, man müsse endlich mit aller Härte gegen Autopiraten vorgehen, und vom jämmerlich erfolglosen Karstadt-Quelle-Management ebensolche gegen Kaufhauspiraten. Flohmärkte, Bauchläden? Hallo?
Schaut man sich die offiziellen Zahlen genauer an, dann machen die Klagen der Musikmogule durchaus Sinn, jedenfalls aus deren Sicht: verkaufen sich doch Top-Ten-Einheitsbrei-Produkte immer schlechter, das Umsatzplus rührt also von "all dem anderen Zeug", für das die Musik-Manager sichtbar wenig Begeisterung aufbringen können. Harte Zahlen veröffentlichte unlängst das Musikmagazin Rolling Stone: jede fünfte Musik-CD wird in den USA mittlerweile von der Preisbrecher-Kaufhauskette Wal-Mart verkauft, die sich eine feuchte Boy-Group-Single um das Preisdiktat der Industrie schert und zunehmend tönende Plastikscheiben für einen Zehner vertickt. Das wären nach aktuellem Wechselkurs 7 Euro und 92 Cent. Was will Familie Bertelsmann nochmal für eine CD mit beiliegenden Songtexten und Fotos der Künstler? 17,99? Aha.
Noch mehr harte Zahlen? Von der angesehensten Wirtschaftsuniversität des Planeten Erde veröffentlicht? Wie die Harvard Business School in einer mehrmonatigen Studie ermittelte, existiert kein wissenschaftlich belegbarer Zusammenhang zwischen mehr Downloads und weniger CD-Verkäufen. Hey: wenn die sich mit so was nicht auskennen, können wir das Thema Betriebswirtschaft gleich komplett ins Reich der Mythen abschieben.
Da bleibt wohl nichts anderes, als der rüsseligen Opel-Gang den Weg zum Kadi zu empfehlen, falls sich der undankbare Konsument doch lieber einen halb so teuren Hyundai (aber doppelt so zuverlässigen) holt, oder den Karstadt-Pleite-Kapitänen den Ruf nach Bundesfinanzausgleich angesichts unterdurchschnittlicher Konsumentenbegeisterung.
Jetzt mal ohne Ironie: wie lange müssen wir uns diesen Schwachsinn von "Hometaping is killing music" bis "Raubkopierer werden mit fünf Jahren Gefängnis bestraft" noch anhören? Wann endlich schicken wir "Sozialparasiten in Nadelstreifen" zurück in ihre Villen in tropischen Steuerparadisen und überlassen den unterhaltsamen Unterhaltungsmarkt dem freien Spiel der Kräfte? The great Rock'n'Roll-Swindle, to be continued.
peace
SLIM K
Das Undenkbare ist eingetreten, man wagt es kaum auszusprechen: die benachteiligteste, hart arbeitendste aber dennoch ärmste aller Industrien ist, anzunehmenderweise ohne eigenes Verschulden, in die Gewinnzone gerutscht. Wie die stets stimmkräftige Vertretung der Musikindustrie, RIAA (Recording Industry Association of America) ungewöhnlich kleinlaut bekannt gab, wurden im ersten Halbjahr 04 nach offiziellen Zahlen in den USA zehn Prozent mehr Musik-CDs verkauft als im ersten Halbjahr 03, der Umsatz stieg um solide vier Prozent. Dennoch, so RIAA-Chef Mitch Bainwol, sei die Piraterie ein grosses Problem, sowohl on- als auch offline. Schliesslich habe man noch "einen langen Weg zu gehen" bis die Rekordzahlen von 2001 übertroffen würden.
Ähm. Das ist natürlich sehr, sehr ungewöhnlich für eine Industriebranche, mehrere Jahre hinter einander weniger Geld zu machen als in Spitzenzeiten. Deswegen sind aus Rüsselsheim auch energische Forderungen zu vernehmen, man müsse endlich mit aller Härte gegen Autopiraten vorgehen, und vom jämmerlich erfolglosen Karstadt-Quelle-Management ebensolche gegen Kaufhauspiraten. Flohmärkte, Bauchläden? Hallo?
Schaut man sich die offiziellen Zahlen genauer an, dann machen die Klagen der Musikmogule durchaus Sinn, jedenfalls aus deren Sicht: verkaufen sich doch Top-Ten-Einheitsbrei-Produkte immer schlechter, das Umsatzplus rührt also von "all dem anderen Zeug", für das die Musik-Manager sichtbar wenig Begeisterung aufbringen können. Harte Zahlen veröffentlichte unlängst das Musikmagazin Rolling Stone: jede fünfte Musik-CD wird in den USA mittlerweile von der Preisbrecher-Kaufhauskette Wal-Mart verkauft, die sich eine feuchte Boy-Group-Single um das Preisdiktat der Industrie schert und zunehmend tönende Plastikscheiben für einen Zehner vertickt. Das wären nach aktuellem Wechselkurs 7 Euro und 92 Cent. Was will Familie Bertelsmann nochmal für eine CD mit beiliegenden Songtexten und Fotos der Künstler? 17,99? Aha.
Noch mehr harte Zahlen? Von der angesehensten Wirtschaftsuniversität des Planeten Erde veröffentlicht? Wie die Harvard Business School in einer mehrmonatigen Studie ermittelte, existiert kein wissenschaftlich belegbarer Zusammenhang zwischen mehr Downloads und weniger CD-Verkäufen. Hey: wenn die sich mit so was nicht auskennen, können wir das Thema Betriebswirtschaft gleich komplett ins Reich der Mythen abschieben.
Da bleibt wohl nichts anderes, als der rüsseligen Opel-Gang den Weg zum Kadi zu empfehlen, falls sich der undankbare Konsument doch lieber einen halb so teuren Hyundai (aber doppelt so zuverlässigen) holt, oder den Karstadt-Pleite-Kapitänen den Ruf nach Bundesfinanzausgleich angesichts unterdurchschnittlicher Konsumentenbegeisterung.
Jetzt mal ohne Ironie: wie lange müssen wir uns diesen Schwachsinn von "Hometaping is killing music" bis "Raubkopierer werden mit fünf Jahren Gefängnis bestraft" noch anhören? Wann endlich schicken wir "Sozialparasiten in Nadelstreifen" zurück in ihre Villen in tropischen Steuerparadisen und überlassen den unterhaltsamen Unterhaltungsmarkt dem freien Spiel der Kräfte? The great Rock'n'Roll-Swindle, to be continued.
peace
SLIM K