Post by ©DURANMANIA Board Team on Jul 30, 2004 5:03:14 GMT -5
Interview auschnitt mit Stephen Duffy [ex -Duran Duran] (SZ Magazin v. 23.07.2004)
»Ich hätte nie Duran Duran gründen dürfen«
Stephen Duffy ist einer der größten Songwriter unserer Zeit. Das hat jetzt auch Robbie Williams begriffen – und ihn angestellt.
INTERVIEW: PHILIPP OEHMKE
SZ-Magazin: Ihre Karriere dauert jetzt ein Vierteljahrhundert. Sie haben in der Zeit 13 Platten veröffentlicht. Trotzdem kennt Sie so gut wie keiner. Wollten Sie nie berühmt werden?
Stephen Duffy: Moment, ich war doch schon mal ein Star! Ich hatte 1984 mit Kiss Me einen Hit in den Charts. Ich war zweimal bei Top of the Pops, der Musiksendung schlechthin. Ich habe bewiesen, dass ich es kann.
Sie hätten berühmt bleiben können. Sie würden ein Haus in Los Angeles bewohnen, offene Jaguars fahren, schicke Klamotten tragen.
Meine Schuhe sind von Paul Smith.
Sie haben Ende der Siebziger Duran Duran mitgegründet und bis heute schreibt kaum einer so schöne, vollkommene Lieder wie Sie. Trotzdem sitzen wir jetzt hier im Norden Londons auf weißen Plastikstühlen und trinken Dosenbier. Jetzt sagen Sie doch mal was!
Das ganze Drama begann vor 25 Jahren mit Duran Duran. Ich hätte diese Band nie gründen dürfen! Jahre habe ich mit Therapien zugebracht, um zu verarbeiten, welche Verbrechen Duran Duran der Welt angetan hat.
Aber Sie hatten Duran Duran ja bereits verlassen, bevor die Gruppe erfolgreich wurde!
Ja. Ich bin schnell wieder abgehauen. Ich habe denen ein paar Tipps gegeben, wie sie ihr Make-up richtig auftragen, und habe dann meinen Job als erledigt betrachtet.
Wieso sind Sie gegangen?
Das lief alles in die falsche Richtung. Zunächst waren die Duran Duran ja wahnsinnig hippe Typen. Die besaßen das erste Blondie-Album und hatten alles von Velvet Underground. Nicht wie ich nur eine Best-of-Zusammenstellung. Ich war geschockt! Ich war ja der Typ aus der Vorstadt, überhaupt nicht hip. Aber als die Duran Duran dann anfingen, mir Platten der schrecklichen Popband Japan vorzuspielen, wusste ich: Jungs, ich bin raus.
Und Duran Duran wurde ohne Sie eine der größten Bands der Achtziger.
Es war furchtbar. Ständig sah ich meine alten Freunde im Fernsehen bei Top of the Pops. Und nicht nur die Duran Duran, auch Dexy’s Midnight Runners, UB 40. Das hielt ich nicht aus. Mein Gott, dachte ich, ich bin fast 25! Alle meine Bekannten sind Stars und tragen lächerliche Blousons. Also habe ich auch Synthie-Pop gemacht.
Und auf Anhieb hatten Sie zwei Hits, Kiss Me und Icing On The Cake.
Ja. Ich war deprimiert wie nie zuvor. Dieser Synthie-Pop war mir peinlich. Durch Zufall habe ich dann entdeckt, was ich wirklich wollte. Dummerweise war es: Akustikgitarre spielen und Folk dazu singen. Schöner Mist. Das wollte natürlich keiner hören.
Sie haben also Ihren Popstarstatus aufgegeben.
Ich hatte die Spitzenidee, nach dem Hit Kiss Me einen Haufen Folksongs zu veröffentlichen. Damit bin ich meine Millionen von Fans wieder losgeworden. Im Austausch bekam ich 15000 Leute, die sich für ziemlich cool hielten. Typen mit gestreiften T-Shirts und Käppis. Wäre meine Leidenschaft damals Techno mit stupiden Refrains gewesen, dann hätten Sie mich heute in Los Angeles besucht.
War das eine dieser Entscheidungen, die man trifft, obwohl man weiß, dass man sich dadurch vielleicht ruiniert?
Stellen Sie sich vor, Sie verlassen eine Frau, obwohl Sie wissen, eine bessere wird nicht mehr kommen. Aber Sie tun es trotzdem. So fühlte ich mich und meine Entscheidung hatte mit einem magischen Moment zu tun: 1986, mein 26. Geburtstag. Ich sah den Bob-Dylan-Film Don’t Look Back im Fernsehen. Und plötzlich fand ich, dass ich mich mit Kiss Me blamiert hatte.
Aber warum denn?
Es fällt mir schwer, darüber zu reden. Aber diese Musik – Dylan, The Incredible String Band, Leonard Cohen – hat etwas in meiner Seele zum Klingen gebracht. Und plötzlich wollte ich statt mit Synthie-Pop auf Chartposition zwei lieber mit Folkmusik auf Platz 102 sein. Also gründete ich die Folkband The Lilac Time.
Und Sie haben mit kommerzieller Erfolglosigkeit bezahlt.
Stimmt, einerseits. Andererseits: Wissen Sie, was das Tolle ist? Wären Sie auch nur drei Tage später gekommen, raten Sie mal, wo Sie mich gefunden hätten!
SLIM K
»Ich hätte nie Duran Duran gründen dürfen«
Stephen Duffy ist einer der größten Songwriter unserer Zeit. Das hat jetzt auch Robbie Williams begriffen – und ihn angestellt.
INTERVIEW: PHILIPP OEHMKE
SZ-Magazin: Ihre Karriere dauert jetzt ein Vierteljahrhundert. Sie haben in der Zeit 13 Platten veröffentlicht. Trotzdem kennt Sie so gut wie keiner. Wollten Sie nie berühmt werden?
Stephen Duffy: Moment, ich war doch schon mal ein Star! Ich hatte 1984 mit Kiss Me einen Hit in den Charts. Ich war zweimal bei Top of the Pops, der Musiksendung schlechthin. Ich habe bewiesen, dass ich es kann.
Sie hätten berühmt bleiben können. Sie würden ein Haus in Los Angeles bewohnen, offene Jaguars fahren, schicke Klamotten tragen.
Meine Schuhe sind von Paul Smith.
Sie haben Ende der Siebziger Duran Duran mitgegründet und bis heute schreibt kaum einer so schöne, vollkommene Lieder wie Sie. Trotzdem sitzen wir jetzt hier im Norden Londons auf weißen Plastikstühlen und trinken Dosenbier. Jetzt sagen Sie doch mal was!
Das ganze Drama begann vor 25 Jahren mit Duran Duran. Ich hätte diese Band nie gründen dürfen! Jahre habe ich mit Therapien zugebracht, um zu verarbeiten, welche Verbrechen Duran Duran der Welt angetan hat.
Aber Sie hatten Duran Duran ja bereits verlassen, bevor die Gruppe erfolgreich wurde!
Ja. Ich bin schnell wieder abgehauen. Ich habe denen ein paar Tipps gegeben, wie sie ihr Make-up richtig auftragen, und habe dann meinen Job als erledigt betrachtet.
Wieso sind Sie gegangen?
Das lief alles in die falsche Richtung. Zunächst waren die Duran Duran ja wahnsinnig hippe Typen. Die besaßen das erste Blondie-Album und hatten alles von Velvet Underground. Nicht wie ich nur eine Best-of-Zusammenstellung. Ich war geschockt! Ich war ja der Typ aus der Vorstadt, überhaupt nicht hip. Aber als die Duran Duran dann anfingen, mir Platten der schrecklichen Popband Japan vorzuspielen, wusste ich: Jungs, ich bin raus.
Und Duran Duran wurde ohne Sie eine der größten Bands der Achtziger.
Es war furchtbar. Ständig sah ich meine alten Freunde im Fernsehen bei Top of the Pops. Und nicht nur die Duran Duran, auch Dexy’s Midnight Runners, UB 40. Das hielt ich nicht aus. Mein Gott, dachte ich, ich bin fast 25! Alle meine Bekannten sind Stars und tragen lächerliche Blousons. Also habe ich auch Synthie-Pop gemacht.
Und auf Anhieb hatten Sie zwei Hits, Kiss Me und Icing On The Cake.
Ja. Ich war deprimiert wie nie zuvor. Dieser Synthie-Pop war mir peinlich. Durch Zufall habe ich dann entdeckt, was ich wirklich wollte. Dummerweise war es: Akustikgitarre spielen und Folk dazu singen. Schöner Mist. Das wollte natürlich keiner hören.
Sie haben also Ihren Popstarstatus aufgegeben.
Ich hatte die Spitzenidee, nach dem Hit Kiss Me einen Haufen Folksongs zu veröffentlichen. Damit bin ich meine Millionen von Fans wieder losgeworden. Im Austausch bekam ich 15000 Leute, die sich für ziemlich cool hielten. Typen mit gestreiften T-Shirts und Käppis. Wäre meine Leidenschaft damals Techno mit stupiden Refrains gewesen, dann hätten Sie mich heute in Los Angeles besucht.
War das eine dieser Entscheidungen, die man trifft, obwohl man weiß, dass man sich dadurch vielleicht ruiniert?
Stellen Sie sich vor, Sie verlassen eine Frau, obwohl Sie wissen, eine bessere wird nicht mehr kommen. Aber Sie tun es trotzdem. So fühlte ich mich und meine Entscheidung hatte mit einem magischen Moment zu tun: 1986, mein 26. Geburtstag. Ich sah den Bob-Dylan-Film Don’t Look Back im Fernsehen. Und plötzlich fand ich, dass ich mich mit Kiss Me blamiert hatte.
Aber warum denn?
Es fällt mir schwer, darüber zu reden. Aber diese Musik – Dylan, The Incredible String Band, Leonard Cohen – hat etwas in meiner Seele zum Klingen gebracht. Und plötzlich wollte ich statt mit Synthie-Pop auf Chartposition zwei lieber mit Folkmusik auf Platz 102 sein. Also gründete ich die Folkband The Lilac Time.
Und Sie haben mit kommerzieller Erfolglosigkeit bezahlt.
Stimmt, einerseits. Andererseits: Wissen Sie, was das Tolle ist? Wären Sie auch nur drei Tage später gekommen, raten Sie mal, wo Sie mich gefunden hätten!
SLIM K